Schülermütze

Was?


Schülermütze aus Filzstoff in royalblau. Flache Mütze mit kurzem schwarzen Schirm und gräulich-silberfarbenen Streifen. Sie gehörte einem Jungen, der die dritte Klasse der Mittelschule besuchte.


Mützen für Schülerinnen kamen in den 1910er Jahren auf. In Winsen waren diese eine Art Baskenmütze mit kleinem Schirm.

Wozu?


Seit den 1870er Jahren bis 1934 wurden Schülermützen getragen, um Schüler und Schülerinnen ihren Schulen und Klassenstufen zuzuordnen. In der Winsener Mittelschule gab es grüne, blaue und rote Mützen, die jeweils von zwei Jahrgangsstufen getragen wurden. Mit der Versetzung bekamen die Kinder neue Mützen. Die farbigen Streifen unterschieden die verschiedenen Schulen eines Ortes voneinander.

 

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden Schülermützen 1933/1934 abgeschafft, da Schülermützen als zu elitär angesehen wurden.

wann?


Wo?


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Die Schulmütze gehörte einem Schüler der Winsener Mittelschule. Diese lag in der Eckermannstraße. Das Gebäude wurde 1868 erbaut und 1968 abgerissen. Bereits 1957 wurde eine neue Schule an der Bürgerweide errichtet.

Bild der Mittelschule. Weitere Informationen über die Schule finden Sie in unseren Medienstationen unter 6 "Die alte Mittelschule".

weiteres


Ab 1931 fiel die Anzahl der Schulkinder, in den Folgejahren war nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 der Unterrichtsstoff geprägt von Rassenideologien und nationalistischen Inhalten. Später wurden Lehrer für den Krieg eingezogen, auch nach dem Ende des Krieges wurde das Gebäude anderweitig genutzt und Schulbücher wurden zur Papierherstellung weiterverarbeitet. In den 1940er Jahren stand die Schule vor einem Neuanfang, bei dem provisorische Materialien genutzt werden mussten und längst nicht alle Fächer unterrichtet werden durften. In Winsen herrschte große Not. Konnten Eltern das Schulgeld nicht bezahlen, mussten Kinder Berufe erlernen und durften die Schule nicht weiter besuchen.


Ein Brief des Elternbeirates von 1948 zeigt den sozialen Zusammenhalt der Winsener Bevölkerung. Es wurde darum gebeten, dass Familien, die die finanziellen Möglichkeiten haben, das Schulgeld der Kinder übernehmen, deren Eltern zurzeit nicht in der Lage dazu seien:

Liebe Mütter und Väter unserer Mittelschulkinder!
Was wir Ihnen heute fragen möchten, ist Gegenstand eingehender Beratungen gewesen, und wir hoffen zuversichtlich, daß wir mit den nachstehenden Ausführungen ihre ganze freudige Hilfsbereitschaft auf den Plan rufen werden.
Wir Eltern der Mittelschüler müssen jetzt eine Notgemeinschaft bilden. Es sind einige unter uns, die es trotz größter Anstrengungen nicht mehr möglich machen können das Schulgeld aufzubringen; sie sind gezwungen, ihre Kinder aus der Schule fortzunehmen. Was das heißt, werden Sie wissen, wenn Sie sich in die Lage dieser Eltern hineindenken. Noch schlimmer ist es für die betroffenen Kinder. Ihnen stürzt ein Himmel ein, wenn sie in die Volksschule zurück oder von heute auf morgen in einen Beruf hineinmüssen, den sie gar nicht ergreifen wollten.
Sind Sie nicht auch der Überzeugung, daß wir eine solche Tragik im Leben dieser Kinder und ihrer Eltern behüten müssen; daß wir als Elternbeirat wenigstens den Versuch dazu mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln machen müssen? Es sind ganz bestimmt und wahrscheinlich die größere Zahl Eltern unter uns, die durch eine einmalige Spende oder durch laufende kleinere Beträge ihre Verbundenheit mit der Schule zum Ausdruck bringen können, zumal es sich sicher nicht um eine dauernde Belastung, sondern nur um einen durch die augenblicklichen Verhältnisse bedingten und hoffentlich bald vorübergehenden Notstand handelt.
Sie sollen auch nicht allein helfen. Die Stadtverwaltung hat auf Vorstellung des Schulleiters mehr Freiplätze bewilligt, als die jetzigen Bestimmungen vorsehen. Sie wird noch mehr tun, wenn sie sieht, daß auch wir Eltern helfend eingreifen. Es laugen erfolgversprechende Verhandlungen dahingehend, daß für jedes von der Eltern-Gemeinschaft aufgebrachte Schulgeld nicht nur der zu beanspruchende Platz, sondern ein zweiter Freiplatz von der Stadt gewährt wird. Wir können also – vierteljährlich gerechnet – für diese zusammengebrachten 35.- DM 2 Kinder in der Schule halten, die ohne Ihre Hilfe abgehen müssten.
Wenn Sie daran denken, dann werden Sie helfen wollen!
Eine Bitte haben wir noch. Es braucht nicht bekannt zu werden, ob Sie zu den Gebenden gehören oder zu denen, die nehmen müssen. Der Kinder wegen, die ihre Unbefangenheit nicht verlieren sollen, halten wir es für richtiger.
So wie wir Ihnen diesen Aufruf im v e r s c h l o s s e n e n  U m s c h l a g durch Ihre Kinder überreichen lassen, so geben Sie uns bitte Ihre Spende oder Ihre entsprechende Antwort im verschlossenen Umschlag durch Ihre Kinder zurück.
Mit den sofortigen Spenden wollen wir die vom August rückständigen Schulgelder abdecken. Ist Ihnen aber im Augenblick eine Spende nicht möglich, so erwägen Sie bitte den Vorschlag, der im Elternbeirat allseitige Zustimmung fand, nämlich die freiwillige Erhöhung des vierteljährlichen Schulgeldes. Wenn 7 Eltern statt 35.- DM 40.- DM bezahlen, so bedeutet das die Bereitstellung von zwei Freiplätzen. Das Geld wird restlos für diesen Zweck verwendet. Verwaltungskosten gibt es nicht, da Schule und Elternbeirat ehrenamtlich arbeiten.
Wir möchten helfen und wir können helfen, wenn Sie uns nicht im Stich lassen. Bitte enttäuschen Sie uns nicht.

 

Der Elternbeirat.

 

Der Rektor.