In der Stadt Winsen gab es 3, nicht 15 GEISTLICHE LEHEN. Diese Lehen wurden zusammen mit den Vikarien verliehen. Die Lehen waren sozusagen die Grundlage der Einkünfte der Vikare – neben den Spenden, die ihnen meist reichlich zuflossen. Vikarie und geistl. Lehen waren im Mittelalter zwei Seiten einer Münze, sozusagen die geistliche und die weltliche Seite. Die geistlichen Lehen bzw. Vikarien konnten nicht wie weltliche Lehen vererbt werden, u. a. nicht wegen des Zölibats. Das hatte den Vorteil für den Patron, dass er beim Ableben eines Vikars sofort einen neuen Kandidaten vorschlagen konnte, in der Regel jemanden, der sich im Dienst bei ihm bewährt hatte und zu seinen treuesten Gefolgsleuten zählte. Hauptaufgabe des Vikars war es, am Altar der Vikarie in der Kirche für das Seelenheil des Stifters der Vikarie (hier also des Herzogs / Fürsten) zu beten, möglichst ununterbrochen. Das Ziel mittelalterlicher geistlicher Stiftungen war auch nicht die Verbreitung des sozialen Gedankens, sondern schlicht das, den Einzug des Stifters und aller seiner Nachkommen in das Himmelreich wenn nicht zu sichern - das ging natürlich nicht – aber doch recht wahrscheinlich zu machen. Die geistlichen Stiftungen umfassten Häuser bzw. Hausstellen, Äcker, Wiesen, Kapitalien und anderes und sollten ärmeren Bediensteten des Stifters zugutekommen. Darum wurden sie zu einem ursprünglich geringen Zins an diese ausgetan. Das Geld erhielt der Vikar zu seinem Lebensunterhalt. Das funktionierte lange Zeit recht gut, u. a. waren die Lehrer der Lateinschule wohl oft Vikare und brauchten somit nicht extra besoldet zu werden. Da sie Geistliche waren, war ihr Lebenswandel schon genügend überprüft, und als studierte Leute waren sie sehr geeignet, in der Schule tätig zu sein.